Montag, 30. März 2015

Freitag, 27. März mit Nesa Gschwend in Aktion mit 2. Klässlern der Schule Bethlehmacker


IDENTITÄT 


Als die Kinder in einem für „Schule“ etwas speziellen Umfeld ankamen, zog sich Nesa Gschwend vorerst mit ihnen im KIOSK zurück. Sie machte zum Thema IDENTITÄT ein paar kleine Gruppenspiele. Nach verschiedenen Kriterien wie zum Beispiel wer blaue Augen hat stelle sich in diese Ecke, wer gerne Bananen isst stellt sich hier hin..., so hatten sich fortlaufend neue Gruppen gebildet, dass sich jedes Kind immer wieder in neuen Konstellationen wiederfand. Vor den  Arbeitsprozessen steigt Nesa gerne mit Gruppenspielen ein, sie dienen ihr auch dazu, zu den Kindern eine Vertrauensebene aufzubauen.




Anschliessend konnten sich die Kids draussen unter den Blicken der Passanten an den Tisch setzen und mit dem Malprozess beginnen. Einleitend erklärte Nesa ihnen, dass wir ja nicht alleine auf der Welt sind, sondern uns von anderen Menschen  beeinflussen lassen und von ihnen Dinge annehmen, die wir dann zu unserem Eigenen machen. Zum Glück, denn sonst würden wir ja nichts lernen und uns auch nicht verändern – entwickeln.

  


Jedes Kind fing auf seinem Blatt Papier an ein Gesicht zu malen, ein Auge – Haare – oder ein Ohr – der Mund.... und Nesa beobachtete die Kinder beim Malen ganz genau und sie tauschte die Blätter in einem entscheidenden Moment unter den Kindern immer wieder aus, so dass jedes Kind auf jedem Blatt etwas zum jeweiligen Porträt beitrug.







Die verschiedenen Energien, die, die Kinder mitbrachten werden auf jedem Blatt gut sichtbar, manchmal ergänzend, manchmal im Kontrast, manchmal zerstörend, manchmal unterstützend...




Während diesem gemeinschaftlichen Malprozess nahm Nesa zu einem bestimmten Zeitpunkt bereits gemalte Blätter heraus und gab wieder neue, weisse Blätter in die Runde.





Sie sagte, ich zitiere: Es ist ein Zusammenspiel und ich muss wach sein, dass der Wechsel im Fluss bleibt. Wir versuchten sie dann zu ordnen, wie im Spiel zu Beginn, nach Mädchen und Buben, nach Ausdruck, Alter, Gefühlen, usw. In dieses Spiel hätten wir auch PassantInnen einbeziehen können, oder es mit Passanten weiterführen können... Leider war die Zeit zu kurz dafür.

Diese Detailfotos sind von Nesa Gschwend




Zum Schluss entstand eine kleine Ausstellung mit etwa 25 Porträts. Nesa schaute mit den Kindern ihre gemalten Bilder an besprach mit den Kindern zusammen die verschiedenen Gesichtsausdrücke und -Gefühle, mal sind sie fröhlich, zermürbt, staunend, hässig, neugierig, traurig oder sie lachen und sie finden auch verschiedene Menschen, alter Herr mit Mütze, ein Mädchen, ein Inder... Viele verschiedene, kunterbunte und multikulturelle Porträts! :))









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Freitag, 27. März mit Michael Stauffer in Aktion mit Jasmin Oberli und ihrer 7. Klasse


WAS IST EIN GUTER SCHWEIZER? - WAS IST EIN GUTER AUSLÄNDER?


Michael Stauffer führte im Rahmen der Aktionswoche Bern gegen Rassismus mit den SchülerInnen aus dem Schulhaus Bethlehemacker auf dem Bärenplatz und in der näheren Umgebung eine Feldforschung zu oben erwähntem Thema durch. 

In diesem Blog zitiere ich Textfragmente von Michael Stauffer -  dichterstauffer.ch .

Ich hatte mir vorgenommen in den 3.0 Stunden zu versuchen mit den Schülern einen bewussten Umgang zu trainieren, was Vorurteile sind, wie sie gemacht werden, wie sie zerstört werden und wie man selber nicht in die Falle tappt Vorurteile weiter zu verteilen. Oder selber dauernd welche einzusammeln. 
Die Klasse bestand aus 80% ausländischen Schweizer Schülerinnen und Schülern.







Die Lehrperson hat tatkräftig mitgeholfen und wo nötig Sprachassistenz gemacht. Sie hat ein gutes Verhältnis zu ihren Schülern, solche Lehrpersonen wie Frau Oberli braucht es!






Das Training bestand in angewandter Feldforschung. Wobei mein Ansatz ein doppelter war. Die Schüler sollten durch das bewusste ansprechen von Passanten lernen durch Fragen Vorurteile abzubauen, die Befragten wiederum haben ein Erlebnis mit „Ausländern“ gehabt, das positiv war. Ich habe 5 Gruppen gebildet so wurden insgesamt sicher 60 Menschen zu einer kurzen Interaktion verleitet. Die Befragungen wurden in kleinen Gruppen durchgeführt. Die Gruppen hatten für die erste Befragung verschiedene Vorgaben. Zwei Gruppen durfte nur Rentner befragen, zwei Gruppen nur Jugendliche, eine Gruppe nur Ausländer. 


Die erste Befragung war einfach und schwierig zugleich. Die Frage lautete dreifach:
Was ist ein guter Ausländer, was macht ein guter Ausländer, was denkt ein guter Ausländer.








Für mich war es total spannend diesen Prozess durch das Kameraauge beobachten zu dürfen und hier und dort ein paar Wortfetzen mithören zu können. Die Förderung der Solidarität, Toleranz und Verständnis zwischen fremden Kulturen kann nicht mit allgemein gültigen Regeln und Verhalten definiert werden. Über diesen Regeln gibt es unterschiedliche Geschichten. 
Botschaften senden und empfangen, sich austauschen, interpretieren und lernen, behutsamer miteinander umzugehen, können Ängste vor dem Fremden abbauen helfen und Vorurteile beseitigen. Es kann viel bringen, durch wechselseitige Kommunikation und gemeinsame Handlungen miteinander-in-Beziehung-zu-treten, die Perspektiven zu wechseln und die Sicht anderer Menschen anzunehmen. Diese Fähigkeiten zu erlernen sind wichtig!

Mich persönlich interessiert die Frage sehr: Lässt sich bei Schülern eine größere Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Kulturen wecken, wenn sie sich frühzeitig und auf ungewohnte Weise intensiv mit diesen auseinandersetzen? 





Nach der Befragung durch die Kleingruppen habe ich die Klasse zusammengetrommelt und eine kurze Auswertung der Befragung und der Antworten gemacht. Anbei eine unvollständige Antwortliste.












1 Was ist ein guter Ausländer?
Einer der probiert alles gleich zu machen, wie die hier sind.
Einer der Respekt hat.
Einer der die Sprache gut kann.
Einer der sich anpassen kann, 
sich integrieren kann,
nett und nicht frech ist.
Er ist ansprechbar.
Er ist höflich, lernte gut die Sprache und ist gut integriert.

2 Was macht ein guter Ausländer?
Er hat die Menschen, die hier wohnen gern.
Er passt sich der Kultur an.
Er schaffet, und bleibt nicht einfach zu Hause rumsitzen.
Er macht alles möglichst normal.
Er lernt etwas, er macht einen guten Beruf.
Er spendet seinen Verwandten Geld.
Er stellt gute Fragen.

3 Was denkt ein guter Ausländer?
Er denkt an sini Heimat.
Er denkt, dass er seiner Familie helfen muss.
Er denkt an ein besseres Leben, will anderen helfen.
Er schätzt die Schweiz.
Er denkt ans Geld.
Er denkt nur das Beste über die Schweiz.
Er denkt an seine Familie und hofft, dass es ihr gut geht.
Er denkt positiv an die Schweiz, er mag die Schweiz.





In der zweiten Interviewrunde ging es darum, die Passanten aufzufordern, sieben Fragen für einen Einbürgerungstest zu formulieren. Diese Befragungsrunde wurde mit zwei kurzen Rollenspielen abgeschlossen, einer spielte den Befrager, der andere versuchte alles richtig zu beantworten, um den Schweizerpass zu erhalten.
Die Sammlung aller Aufnahmeprüfungsfragen, habe ich der Lehrerin als weiter zu führende Aufgabe mit auf den Weg gegeben.


Ein Notizblatt ist zurückgeblieben:

Welche 7 fragen müsste ein Ausländer beantworten können für einen Schweizerpass.
1) Wie viele Einwohner in der Schweiz
2) Wer ist der Präsident
3) Wie viel Kantone 
4) Wie viele Bundesräte gibt es
5) Was schätzt er im diesem Land
6) Er muss eine Sprache von der Schweiz
7) Warum wil er einbürger werden
8) Wann war der Dingsschwur

Meine allgemeinen Bemerkungen.
Der Vorteil der angewandten Soziologie liegt auf der Hand. Die jungen  Ausländer werden direkt konfrontiert mit allfälligen Vorstellungen, der durchschnittlichen Schweizer Bevölkerung, sie lernen sich wahrnehmen, merken, was von ihnen erwartet wird, können sich fragen, ist der Fragende zu allem fähig, was er von mir wünscht. Das befragen in der Gruppe hat sofort zu angeregten Diskussionen unter den Schülern geführt, sie konnten die Antworten werten und besprechen. Der Erfolg für die Schweizer Bevölkerung ist darin zu sehen, sie erleben „echte“ Ausländer, die neugierig, sprachkompetent, charmant, aufgeweckt und motiviert auf sie zukommen. Diese „inszenierten“ Begegnungen, die via die Befragung ausgelöst wurden sind nur draussen erlebbar und nicht in einem Schulzimmer.
Leider gab es auch einen rassistischen Übergriff, den ich als ich ihn hörte in Luft auflösen konnte, bevor es zu gröberen Eskalationen gekommen wäre. Ein junger, offensichtlich gesundheitlich völlig neben der Hose stehender Schweizer hat angefangen eine Gruppe als „Sau Ausländer“ zu beschimpfen, sagte Sachen wie: „ich wohne hier, du nicht“ durch das sofortige Eingreifen und das Thematisieren dieser Störung wurde auch hier Grundlagenerlebnispädagogik auf höchstem Niveau veranstaltet.



Ich hätte mir einzig einen richtigen Rückzugsort gewünscht, in welchem man Erlebtes auswerten und kurz vertiefen kann. Ansonsten finde ich diese Art des Angewandten Unterrichtes sehr sinnvoll.


Tschau zäme, diese Feldforschung war sehr spannend und wir hatten viel gelacht miteinander!




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